Sex ist die schönste Sache der Welt. Darüber zu sprechen, jenseits von Schlüpfrigkeiten oder Verklemmungen, bleibt schwer. SPRACHE:SEX vertraut der Kraft des offenen Worts, der Kunst des Gesprächs, dem Wunder der Begegnung.
16 Personen im Alter von 13 bis 74 Jahren beweisen sich als Praktiker in diesen Disziplinen. Es geht um Unsicherheiten und Begierden, um Vorlieben und Abneigungen, um Liebes- und Lebensentwürfe.
Ein repräsentativer Querschnitt durch die Gesellschaft? Sicher nicht! Statistisch auswertbare Resultate? Noch weniger! Fanatische Ratgeberei? Schon gar nicht! Stattdessen eine beherzte Versuchsanordnung. Sachlich und verspielt. Ein dokumentarischer Reigen, der in seiner Gesamtheit mehr ist als die Summe seiner Teile. Wen‘s was angeht? Eigentlich alle.
Ausgehend vom eigenen Erleben forschen wir seit Jahren nach neuen Formen, die Themen Liebe und Sex zu beleuchten, zu erweitern und zu hinterfragen. Die Fragen sind oftmals schmerzhaft, denn sie rühren an die verletzlichen Stellen der eigenen Persönlichkeit. Sich jemandem wirklich zu öffnen, macht angreifbar, fördert Verlustängste, bedroht die eigene Autarkie. Sich aber abzuschotten und eine Zufriedenheit zu behaupten, die vielleicht nur ein Wunschkonstrukt ist, begrenzt die eigenen Möglichkeiten.
Die Optionen, die sich uns paarungswilligen Individuen heute bieten, scheinen vielfältig. Wie gehen wir aber mit diesen neuen Freiheiten um?
Abstrakt kann man mittlerweile über fast alles sprechen. Aber wie sieht es aus, wenn wir ganz konkret gefragt werden? Es besteht offensichtlich eine große Verunsicherung darüber, was Liebe wirklich ist und wie man mit der eigenen Sexualität umgehen soll. Obwohl Liebe als höchster Wert gilt und das Sexuelle allgegenwärtig scheint, ist das persönliche Sprechen über Sex und Liebe noch immer stark tabuisiert.
Antworten werden wir nur dann finden, wenn wir, nachdem weitgehend alle Oberflächen kartographiert sind, einen offenen Diskurs über die qualitative Dimension der Sexualität führen. Wenn wir genau hinterfragen, wie viel Liebe möglich ist. Deshalb möchten wir andere und uns selbst zum Sprechen bringen. Sprechen wollen wir darüber, was sich hinter Kategorien, Vorlieben und Neigungen verbirgt. Wir wollen Kohärenzen erkunden zwischen dem eigenen Empfinden, dem privaten Umfeld und den gesellschaftlichen Gegebenheiten. SPRACHE:SEX ist der erste Teil einer umfassenden filmischen Auseinandersetzung mit unserer eigenen Lebenswirklichkeit als Filmemacher und Liebespaar.
Saskia Walker & Ralf Hechelmann
Ralf Hechelmann
Wir haben jedes Mal mit der Frage begonnen: „Was denkst Du
über Sex?“
Das war immer der Ausgangspunkt. Da die Frage so allgemein ist, haben
wir immer sehr unterschiedliche Antworten bekommen. Und so nahmen die
Gespräche jeweils ihren ganz eigenen Verlauf. Es gab keinen
Fragenkatalog. Wir haben tatsächlich Gespräche geführt, keine
Interviews.
Saskia Walker
Es sind Leute von nebenan. Wenige kennen wir wirklich gut, die
meisten
sind Zufallsbekanntschaften. Wir wussten nicht mehr, als dass sie mit
uns ein Gespräch zum Thema Sex führen wollten, was nicht
selbstverständlich ist.
RH
Die Leute waren deswegen so offen und gesprächsbereit, weil
wir es auch
waren. Wir waren nicht die Interviewer, die sich bedeckt halten,
sondern wir haben auch viel von uns selbst gesprochen.
SW
Interessant ist, dass wir die Gespräche mit den Protagonisten
immer zu
zweit geführt haben. Also wir waren immer als Paar vor Ort, das sich
oft genug auch in den Haaren lag, das auch mal vor den Leuten etwas
diskutiert hat, was gerade anlag. Wir waren selbst sehr offenherzig.
Dass wir dennoch im Film nicht auftauchen, war am Ende eine
dramaturgische Entscheidung. Es war ohne unsere Fragen einfach
spannender.
RH
Auf alle Fälle nicht nur das Explizite. Also in welcher
Stellung, wie
oft, welche Fetische, was auch immer. Das eigentlich Intime liegt für
mich dort, wo das Biologische mit dem Kulturellen kollidiert. Wir sind
eben kulturelle Wesen, die nicht einfach ihren Impulsen, ihren
Begierden folgen können. An dieser Bruchstelle findet für mich echte
Preisgabe statt. Das ist der Punkt, wo die eigene Sicherheit bröckelt,
weil über etwas gesprochen wird, was Urzustand ist. Etwas, was wir
immer bemüht sind, unter Kontrolle zu kriegen und damit immer wieder
scheitern. Wenn das zur Sprache kommt, dann wird es wirklich intim.
SW
Der Film macht die Widersprüche sichtbar zwischen dem, was wir
uns
wünschen und dem, was wir wirklich realisieren können. Vielleicht geht
es in dem Film nur vordergründig um das Sexuelle und viel mehr noch um
das Wesentliche, weil im Gespräch über Sex das Existenzielle berührt
wird.
SW
In unserem Film gibt es Homosexuelle und Heterosexuelle. Aber
wir
thematisieren es nicht.
RH
Ich finde es nicht interessant. Ich selbst bin bisexuell und
sehe,
ehrlich gesagt, keinen Unterschied. Außerdem gibt es ja kein
Pflichtenbuch, in dem steht, wenn Du einen Film über das Sexuelle
machst, dann muss da aber auch ein Transsexueller, ein Transvestit, ein
Schwuler, zwei Lesben und ganz wichtig: mindestens ein Sadist und ein
Masochist vorkommen. Und unverzichtbar: Mindestens zwei Experten zu
jedem Thema.
SW
Es gab keine nicht beantworteten Fragen. Die Gespräche hatten
immer
eine spezielle Dynamik. Die Gespräche waren wie Wunderkisten. Keiner
wusste, was passieren wird. Weder die Leute, noch wir. Wir wussten ja
auch nicht, was sie uns erzählen würden. Daher haben wir immer ganz
allgemein angefangen. In unserem Fragestil sind wir beide sehr
unterschiedlich. Einer ist forscher, einer zurückhaltender.
RH
Die Basis war das Zuhören. Wenn Du wirklich zuhörst, reagierst
Du auf
das, was gesagt wird und hast nicht schon die nächste Frage im Kopf.
Erst dann ist es ein richtiges Gespräch.
SW
Unser Film ist ein Sprechfilm. Da braucht mal immer mal wieder
eine
Pause. Also ich jedenfalls.
RH
Na ja. Dann ist ja jetzt alles gesagt. Aber noch ein Wort zur
Musik.
Die Musik ist letztendlich auch ein Statement. So wie die einzelnen
Protagonisten, ist auch die Musik eine eigene Figur und geht ihren
eigenen Weg.
RH
Ja, die Kamera ist der Zuschauer. Und der Zuschauer ist
niemand, der
immer mit dem ewig gleichen Blick zuschaut, sondern er atmet und
deswegen wollten wir eine atmende Kamera haben. Unser Kameramann
Andreas Haas hat hier eine besondere physische Leistung erbracht. Die
Kamera so ruhig zu halten über zwei, drei Stunden ist unglaublich
anstrengend.
SW
Was das Mikro betrifft: Wer es hält, hat die Macht und darf
ausreden.
Die anderen hört man dann sowieso nicht. Außerdem ist es auch eine Art
Konzentrationshilfe. Man ist fokussierter auf das, was man sagt. Es
wirkt ziemlich altmodisch, aber das mochten wir auch besonders.
RH
Du mochtest das besonders.
SW
Auf alle Fälle schafft das Handmikrofon eine spezielle
Intensität beim
Sprechen.
RH
Komm. Die Wahrheit ist, dass wir keine anderen Mittel hatten.
Und
deswegen hast ja Du auch Ton gemacht, obwohl Du das eigentlich gar
nicht kannst.
SW
Gut, dass wir so einen tollen Sounddesigner hatten.
SW
Gar nicht. Wir haben bei einer Institution Förderung beantragt
und
erhielten eine Absage. Dann haben wir für eine zweite Einreichung bei
derselben Institution einen Trailer gedreht. Wir bekamen aber wieder
eine Absage. Wir hätten auch noch bei anderen Förderungen eingereicht,
wenn wir geduldiger gewesen wären. Wir wollten aber nicht immer wieder
warten. Dann haben wir einfach weitergedreht.
RH
Wir hatten tatsächlich gar kein Geld, das heißt der Film ist
kein Low-
sondern ein No-Budget-Film.
Aber das ist ja so nicht richtig dargestellt, denn da waren
Mitarbeiter, die an unseren Plan geglaubt
und in ein Unternehmen investiert haben, durch den Einsatz von
Arbeitskraft und des eigenen Equipments.
Was die Realisierung und Finanzierung unserer Filme angeht, ist dies
aber kein Prinzip. Wir können auch
gut mit dem Geld anderer Leute umgehen. Die Förderinstitutionen und
Sender müssen das ja auch.
SW
Das hat sich zufällig entwickelt. Wir haben uns kennengelernt
und haben
beide unsere verschiedenen künstlerischen Jobs gehabt. Ralf kommt aus
dem Theater und ich aus dem Film. Dann haben wir geguckt, was uns
interessiert und wo es sich ergänzt.
RH
Kurz gesagt: Es geht um ein Paar, das alle Karten offen auf
den Tisch
legt.
SW
Zwei Leute, die beschließen, ein Paar zu sein und keine Lust
mehr auf
Schummelei haben, ein Mann und eine Frau, die sich in der Wirklichkeit
begegnen wollen.
RH
Wir versuchen das auch. Und es klappt mal besser und mal
schlechter.
SW
Sprache:Sex war jedenfalls für uns auch in dieser Hinsicht
sehr
inspirierend.
Das Gespräch führte Romy Sydow am 28. Januar 2015.
Regie: | |
Produktion: | |
Kamera: | |
Schnitt: | |
Musik: | |
Tonmischung: | |
Farbkorrektur: |
09.09. - 23.09. Berlin / Moviemento |
10.09. - 30.09. Berlin / Central |
15.09. - 19.09. Hamburg / B-Movie |
17.09. - 17.09. Hamburg / Lichtmess |
10.09. - 16.09. Kiel / Kommunales Kino in
der Pumpe |
10.09. - 16.09. Köln / Filmpalette |
24.09. - 25.09. Neubrandenburg / Kino
Latücht |
10.09. - 16.09. Regensburg / Kino im
Andreasstadel |
10.09. - 16.09. Saarbrücken / Filmhaus |
03.12. - 03.12. Wiesbaden / Caligari
Filmbühne |
24.09. - 30.09. Wiesbaden / Murnau
Filmtheater |
01.10. - 14.10. Görlitz / Offkino Klappe die Zweite |
09.10. - 15.10. Wien / Filmcasino |
09.10. - 11.10. Linz / Moviemento |
09.10. - 14.10. Wels / Programmkino Wels |
09.10. - 14.10. Innsbruck / Leokino |
Termine offen Frankfurt am Main / Orfeos
Erben |
Der kurzweilige Interview-Film SPRACHE:SEX stellt Berlinern zwischen 13 und 74 Fragen zu Liebe, Treue, Attraktivität und Sex und macht durch kluge Kontrastmontage deutlich, dass die Wahrheit zwischen den Worten und Bildern liegt.
tip Berlin, 03/2015
Wenn es eine Lehre gibt, die man aus dem Dokumentarfilm »Sprache: Sex« ziehen kann, dann die, dass wenn von Sex die Rede ist, jeder von etwas anderem spricht. Und es ist genau diese Vielstimmigkeit, die Sprache:Sex so spannend macht.
epd Film
Überraschend ist, wie entspannt und frei die Protagonisten sprechen.
spielfilm.de
Short, funny, engaging and human. Sprache:Sex is a small film with a big heart.
The Focus Pull Film Journal
Ein kluger, lebensweiser, unterhaltsamer und anregender Film!
Kino-Zeit
Saskia Walker |
saskiawalker@sprechfilm.de |
Choriner Strasse 63 |
10435 Berlin |
Angaben
gemäß § 5 TMG Saskia Walker Sprechfilm Choriner Strasse 63 10435 Berlin |
Fon:
030 695 417 17 saskiawalker@sprechfilm.de sprechfilm.de |
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